Oberflächen- und Randzoneneigenschaften entscheiden über Bauteileigenschaften
16.09.2021
Dr.-Ing. Oliver Maiß
In der Produktion von Bauteilen kennt jeder beteiligte die etwas kryptischen Angaben auf Zeichnungen zur Qualität der Oberfläche. Rz 6,2 oder Ra 0,7 steht dann dort an einer Fläche und durch die Maschinenbedienerin oder den Maschinenbediener muss dieser Oberflächenwert irgendwie eingehalten werden. Doch die wenigsten wissen, wie wichtig diese Angaben sind und was die wirkliche Qualität der Oberfläche ist. Denn neben der sogenannten Rauheit, gibt es weitaus mehr Eigenschaften einer Oberfläche, die die Funktion des Bauteils beeinflussen. Und auf die möchten wir in diesem Beitrag etwas näher eingehen und deren Bedeutung erklären.
Diese häufig unterschätzten Eigenschaften nennen sich Oberflächen- und Randzoneneigeschaften. Man bezeichnet damit alle Eigenschaften eines Bauteils, die die Oberfläche oder das unmittelbar darunter liegende Werkstoffgefüge beschreiben. Um das Ganze genauer zu beleuchten, möchten wir mit einer Definition der Begriffe anfangen.

Oberflächeneigenschaften: Die Oberflächeneigenschaft ist die Gestalt der eigentlichen Oberflächen, dazu zählen die Rauheit, Welligkeit oder auch Topografie. Die Oberfläche selbst ist die Trennschicht zwischen der Umgebung und dem Werkstoff des Bauteils. Sie wird nur als Fläche angesehen und hat keine Dicke [Breidenstein, 2011].
Randzoneneigenschaften: Als Randzoneneigenschaften werden die Werkstoffeigenschaften unter der Oberfläche bezeichnet, die sich aufgrund des Fertigungsprozesses von den Eigenschaften des Grundwerkstoffs unterscheiden. Dazu zählen der Gefügezustand, die Textur, die Härte, die Eigenspannungen oder vorhandene Risse [Breidenstein, 2011].
Das klingt jetzt erstmal etwas sperrig, daher soll dies noch einmal aufgeschlüsselt werden. Die Oberfläche ist der sichtbare Bereich des Bauteils. Betrachtet man mit bloßem Auge ein Bauteil, sieht man zum Beispiel eine metallisch glänzende und glatte Oberfläche. Zoomen wir etwas heran, in dem wir das Bauteil unter ein Mikroskop halten, können wir eine feine Struktur sehen. Je weiter wir zoomen, desto weniger glatt erscheint die Oberfläche. Diese Struktur wird als Topografie bezeichnet und kann durch unterschiedliche Messverfahren in Kennwerten zusammengefasst werden. Üblich sind hier zweidimensionale taktile Messverfahren, in denen ein Oberflächenprofil ermittelt wird. Neuere Methoden sind dreidimensionale optische Messtechniken, in denen nicht nur ein Profil der Oberfläche aufgenommen wird, sondern eine größere Fläche bestimmt und dann ausgewertet wird. Aber egal wie weit an die Oberfläche herangezoomt wird, man blickt nur auf eine Fläche. Die Oberfläche ist also der sichtbare Teil eines Bauteils.
